Immer wieder begegnet uns, wenn wir vor Herausforderungen und Schwierigkeiten stehen, der Ratschlag: „Lass los“. Doch was heißt das, wenn uns die großen Philosophen raten, wir sollen lernen loszulassen, denn das sei der Schlüssel zum Glück und die große Lektion des Lebens?
Die Angst vieler Menschen, durch das Prinzip des „Loslassens“ ihre materiellen Güter oder ihre Bindung zu Mitmenschen, an denen sie hängen, zu verlieren, ist absurd. Genau das Gegenteil ist der Fall. Du kennst das: Gerade das, was du am stärksten festhältst, wird dir irgendwann wieder entrissen. Anderseits sagt man: Was du loslässt und wieder zu dir zurückkehrt, gehört zu dir.
Jeder von uns kennt hier die zwei Szenarien:
- Dinge, Lebensumstände und Menschen, die uns stören, nennen wir sie als Last empfundene Bindungen oder Verpflichtungen, von denen wir uns lösen wollen.
- Dinge, Lebensumstände und Menschen die wir verlieren, sich verändern, sich von uns abwenden oder uns verlassen, ohne dass wir es wollen.
Es gibt also zwei Hauptaufgaben im Zusammenhang mit dem Prinzip des Loslassens. Wir lassen los, wir entscheiden – oder es wird von uns los gelassen und wir akzeptieren.
Das zwanghafte Festhalten an Sachen, Menschen oder auch Überzeugungen verhindert jede Form von Weiterentwicklung. Deshalb: Übe dich im Loslassen, im Entscheiden und im Akzeptieren und alles gehört dir. Festhalten ist Abhängigkeit in Reinkultur. Loslassen bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit. Das ist wie mit dem Ozean: Du kannst darin baden, schwimmen, schnorcheln oder segeln, festhalten kannst du ihn aber nicht.
Loslassen zu können hat natürlich auch viel mit Vertrauen zu tun. Mit Vertrauen in das Leben und in die eigene Stärke. Los zu lassen bedeutet nicht, sich von allen Verpflichtungen zu lösen und ein Leben in Armut und ohne Besitz zu führen. Es bedeutet lediglich, sich nicht zu verkaufen und seine Seele und Lebensglück nicht an Sachen und Menschen zu binden. Ich halte diese Geisteshaltung und innere Gefühl der Unabhängigkeit, ungeachtet der Umstände, sogar als Voraussetzung für große Lebenserfolge in allen Bereichen. Denn nur so kann die grenzenlose schöpferische und kreative Kraft in uns wirken und es wächst mit der Zeit eine Überzeugung, die da lautet: Das Leben meint es gut mit mir. Alles hat seinen Sinn und findet immer für mich statt. Egal was passiert, es geht weiter. Diese Sicherheit nimmt dir folglich die Angst zu versagen oder nicht zu genügen. Sie schenkt dir Selbstvertrauen und gibt dir das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Auf diesem überaus fruchtbaren Nährboden können dann alle möglichen Lebenserfolge in sämtlichen Bereichen hervorragend gedeihen, wachsen und blühen.
Jetzt wirst du vielleicht sagen: Leichter gesagt als getan, nicht jeder hat das Zeug zum „Freiheitskämpfer“ und irgendwie sind wir doch alle voneinander abhängig. Da hast du natürlich recht. Auch hier gilt das Prinzip der Relativität. Es geht um ein glückliches Leben und das definiert jeder Mensch anders. Durchaus gibt es Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, die sich in Abhängigkeiten sehr wohl und aufgehoben fühlen. Richtig. Und wie immer im Leben gibt es auch hier keine allgemeingültige Wahrheit, sondern lediglich ein ganz subjektives Ideal, dem man folgen kann oder nicht.
Mein Freund und Mentor, Georg-Kurt Malchar, formulierte es vor langer Zeit auf einem seiner Managerseminare einmal so: “Alles was du im Leben verlieren könntest ist es noch nicht Wert zu besitzen. Denn die meisten Dinge, die du verlierst, kehren in anderer, oft besserer Variante zu dir zurück“. Diesen absolut freiheitlichen Gedanken interpretierte ich für mich als eine Art Leitprinzip: Strebe im Rahmen deiner Wünsche und Sehnsüchte nach allem, was dein Herz begehrt, aber klammere dich nicht daran. Genieße deinen Erfolg, das Leben, dein Glück, deine Familie und Freunde. Aber versuche nichts festzuhalten. So bleibt dein Leben im Fluss und Gleichgewicht.
Alles in unserem Leben ist in ständiger Bewegung und Veränderung. Viele Dinge und Menschen begegnen uns, kommen und gehen, das ist der natürliche Lauf der Zeit. Selbst unsere Kinder sind uns nur temporär zur Erziehung in Obhut gegeben. Sie wachsen bei uns auf und wohnen bei uns. Aber sie gehören uns nicht. Irgendwann müssen wir sie ziehen lassen. Es ist nur selbstverständlich, dass wir tolle Dinge, gute Menschen und Erlebnisse festhalten möchten. Doch das geht nicht. Das wäre wie der klägliche Versuch, die Uhr wegzuwerfen um die Zeit anzuhalten. Was uns jedoch für immer und ewig bleibt sind die schönen Erinnerungen.
So gesehen ist das Prinzip des Loslassens, des nichts mehr fest zu halten, wohl die wichtigste Übung auf dem Weg zu einem positiven, selbstbestimmten und ganzheitlich glücklichem Leben und auch ein wichtiger Teil der MALCHAR-Methode. Die Bewältigung dieser Aufgabe bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit, aber steht natürlich oft im Widerspruch zu den uns antrainierten und typisch deutschen, preußischen angepassten Gehorsamsregeln. Und so reagieren viele Menschen auf dieses Prinzip mit Schuldgefühlen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Interessiert dich dieses Thema, dann informiere dich über unser Spezialseminar „Wissen – Handeln – Siegen“ (WHS). Wir freuen uns, dich bald persönlich kennenzulernen.
Autor: Christian Kehrle (zertifizierter Trainer der MALCHAR-Methode), GKMI-Team